Was bedeutet tiergestützte Pädagogik?
„Ein Tier kann dem Kind dabei helfen,
die Aufgaben des Großwerdens zu meistern.“
Boris M. Levinson
Tiergestützte Pädagogik bedeutet eine neue vermutlich intensivste Stufe tierischer Domestikation: Tiere sollen nicht nur für diese oder jene Funktion im Dienste des Menschen abgerichtet werden, sondern durch ihre bloße Existenz selbst hilfreich sein. Das kann nur gelingen, wenn man von einer tiefen Gemeinschaft von Mensch und Tier überzeugt ist. Besonders Kinder in ihren ersten Lebensphasen sind den Tier eng „verwandt“: In ihrer Ursprünglichkeit ihrer Bedürfnisse und Antriebe.
Tiere sind Natur und erlauben uns Natur zu sein – sie erwarten kein gutes Benehmen, sie werten nicht uns sie senden keine Doppelbotschaften. Durch das Beobachten, den Umgang und die Pflege von Tieren erfahren Menschen einen wesentlichen Beitrag zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung. Wer bereit ist Tiere in sein Leben zu lassen, wird auf vielen Feldern eine größere Offenheit für Gesichtspunkte gewinnen, die ihm bisher als irrational und unordentlich, ineffektiv oder verächtlich galten.
Alle unsere Tiere (Pferde, Esel, Ziegen, Hund, Katzen, Schwein, Kaninchen, Meerschweinchen, …) die wir zur Unterstützung unserer pädagogischen Arbeit einsetzen, sind achtsam ausgewählt und ausgebildet bzw. dem Menschen behutsam vertraut gemacht.
Der Schwerpunkt unseres Zentrums liegt vor allem im Bereich des Umgangs mit dem Pferd – hauptsächlich in Form von Voltigieren und Reiten.
Unsere Pferde leben im Herdenverband und verbringen viel Zeit auf der Koppel. Es sind freundliche, unerschrockene, zuverlässige Pferdepersönlichkeiten (Kleinpferde) die im Umgang mit unerfahrenen Reitern , Kinder und behinderten Menschen erfahren und geschult sind.
Für qualitätsvolles Reiten ist ein Wissen um Verhalten und Körperbau des Pferdes notwendig.
Besonders an der Basis des Reitens soll ein Grundverständnis für das Lebewesen Pferd vermittelt, und somit die Freude am Reiten für beide Seiten, Reiter und Pferd ermöglicht werden.
Die Mitarbeit der Teilnehmer bei der Versorgung der Tiere erzieht zu verantwortungsvollem Umgang mit Lebewesen. Es steht also nicht nur das Reiten im Vordergrund, vielmehr achten wir darauf, dass der Umgang mit den Pferden und anderen Tieren im Zusammenhang mit Tierhaltung, dem Verhältnis zur Umgebung, Landwirtschaft und Natur begriffen werden kann.
Anfang der sechziger Jahre erschienen die ersten Artikel und wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema „Tiere als Co-Therapeuten bzw. Co-Pädagogen“. Den Durchbruch brachte aber erst der Erfahrungsbericht des Kinderpsychotherapeuten Boris M. Levinson im Jahre 1969 – ab diesem Zeitpunkt setzten sich Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen mit der heilsamen Wirkung von Tieren auf Menschen auseinander.
Mittlerweile liegen zahlreiche Studien vor, die beweisen, dass Tiere sowohl Kinder als auch Erwachsene, in ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung fördern können.
„Kinder und Tiere verstehen einander ohne Worte.“
Sylvia Greiffenhagen
Tiere regen die Phantasie und Erlebensfähigkeit des Kindes an. Ebenso sorgt das Zusammensein mit Tieren für körperliche Entspannung – die blutdrucksenkende und kreislaufstabilisierende Wirkung wurde mehrmals nachgewiesen. Gleichzeitig fordern Tiere auf aktiv zu werden, Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu tragen.
Eine weitere wichtige Erfahrung, die sich positiv auf das Selbstbewusstsein auswirkt ist, dass Tiere den Menschen annehmen, wie er eben ist, mit all seinen Schwächen und Fehlern.
Kinder und Erwachsene können sich entspannen, weil Tiere ….
„kein gutes Benehmen erwarten. Sie sind Natur und erlauben uns, auch Natur zu sein.“
Sylvia Greiffenhagen
Literaturempfehlung: Tiere als Therapie, Sylvia Greiffenhagen
Knaur, 1991
Pferde als Heiler, Adele von Rüst Mc Cormick
Deborah Mc Cormik, Econ, 2000